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Strukturdiagnostik für Persönlichkeitsstörungen

Leitung

Dr.in med.univ. Clarissa Laczkovics

Fachärztin f. Kinder- und Jugendpsychiatrie und psychotherapeutische Medizin
Psychoanalytikerin (WPV/IPV), TFP-A Therapeutin
Leitung der Tagesklinik Univ. Klinik für Kinder und Jugendpsychiatrie Wien

clarissa.laczkovics@meduniwien.ac.at

 

Dimensionale Diagnostik der Persönlichkeitsstörung im Jugendalter

Im Jugendalter ist es oftmals schwierig, schwere Adoleszenzkrisen von Störungen in der Persönlichkeitsentwicklung abzugrenzen. Die Behandlung ist aber sehr unterschiedlich, da Jugendliche mit einer Persönlichkeitsstörung von vertiefender Psychotherapie profitieren (TFP-A, DBT-A). In den neuen Klassifikationsschemata DSM V und ICD 11 wird eine dimensionale Diagnostik für Persönlichkeitsstörungen empfohlen.

Das strukturierte Interview für die Diagnostik der Persönlichkeitsorganisation (STIPO) ist ein im Erwachsenenalter etabliertes Interview zur Abgrenzung der neurotischen, borderline und psychotischen Persönlichkeitsstruktur. Die neue Version des STIPO wurde an die Sprache Jugendlicher angepasst und wird in dieser Forschungsgruppe verwendet und validiert (STIPO-RA). Das Interview fragt sieben Bereiche der Persönlichkeitsorganisation ab: Identität mit Selbstwahrnehmung und Objektwahrnehmung (1), Objektbeziehungen mit Partnerschaft und innerem Arbeitsmodell von Beziehungen (2), primitive Abwehr (3), Coping & Rigidität (4), Aggression (5), Wertvorstellungen (6) und Realitätskontrolle (7). Es vermittelt somit ein strukturelles Verständnis für die in DSM-5 aufgelisteten deskriptiven Verhaltensmerkmale und ordnet die in den DSM-5 und ICD-11 klassifizierten verschiedenen Persönlichkeitsstörungen unterschiedlichen Strukturniveaus der Persönlichkeit zu (hohes, mittleres und niedriges Niveau der Borderline-Persönlichkeitsorganisation; siehe Clarkin et al., 2008).

Hintergrund:
Eine theoriegeleitete Definition der Borderline-Persönlichkeitspathologie wurde von Otto Kernberg mit dem Begriff der Borderline-Persönlichkeitsorganisation eingeführt. Gemäß seiner Definition zeichnen sich Personen mit Borderline-Persönlichkeitsorganisation durch eine Identitätsdiffusion, den Einsatz primitiver Abwehrmechanismen, eine brüchige, aber vorhandene Realitätsprüfung, Beeinträchtigungen in der Regulation von Affekten, inkonsistente innere Werte sowie gestörte Beziehungen zu anderen aus. Mit dem Syndrom der Identitätsdiffusion ist ein Mangel an innerer Integration angesprochen, der den Kern der Störung ausmacht. Damit ist gemeint, dass diesen Patienten ein integriertes Selbst- und Fremdkonzept fehlt, das sich im Einsatz unreifer Abwehrmechanismen zeigt und zudem in fragmentierten  primitiven positiven (idealisierten) und negativen (verfolgenden) Segmenten früher Objektbeziehungen, die als Erinnerungsspuren früher Erfahrungen die Persönlichkeitsstruktur bestimmen. Unreife Abwehrmechanismen als vorherrschende Abwehrformation organisieren sich gemäß dieser Definition um den Modus der Spaltung als einer radikalen Trennung von guten und schlechten Affekten sowie guten und bösen Objekten. Die darauf beruhende Beziehungsstörung drückt sich in einem schwach ausgebildeten Selbstgefühl aus, das zwischen den Extrempolen eines bedürftig-hilflosen und eines omnipotenten Selbst hin- und herschwankt. Dem entsprechend werden andere Personen abwechselnd als bestrafend-versagende oder idealisiert-nährende Objekte wahrgenommen, ohne sich in einem realistischen Mitteilbereich zu treffen.

Dr.in med.univ. Clarissa Laczkovics
Dr.in Klara Czernin
Dr. med.univ. Anselm Bründlmayer
Mag. Waltraud Bangerl
MMag. Stefanie Truttmann
Dr.in Carolin Prause
Dr.in med.univ. Laura Fragner
Mag. Dr. Christian Scharinger
Ass.-Prof.in Mag.a Dr.in Susanne Ohmann, MSc

Univ. Klinik f. Psychoanalyse und Psychotherapie, MedUniWien
Univ. Prof. Dr. med. Stephan Doering
Assoc.Prof. Priv.-Doz. Mag. Dr.med.univ. Victor Blüml, PhD

Univ. Klinik f. Kinder und Jugendpsychiatrie, Medizinische Universität Köln
Priv.-Doz.in Dr.in rer.nat. Maya Krischer, Dipl.-Psych.

 

Validierungsstudie des Sturkurierten Interviews zur Diagnostik der Persönlichkeitsorganisation bei Jugendlichen (STIPO-RA)

Finanzierung durch die MA40, Medizinisch-Wissenschaftlicher Fonds des Bürgermeisters der Bundeshauptstadt Wien, und den Research Grant der Internationale Psychoanalytische Vereinigung (IPA)